300-jähriges Jubiläum am 02. Okt. 2021

Wegen der Einschränkungen in Bezug auf die Corona-Pandemie konnte nicht wie ursprünglich geplant im März und in großem Rahmen mit einem Großen Zapfenstreich vor dem Schloss gefeiert werden. Auch die Planung für eine gemeinsame Jubiläumsfeier mit der Schützengesellschaft 1721 und Bürgerwehr musste leider aufgegeben werden, weil die Schützengesellschaft ihre Feier ins Jahr 2022 verschob, die Bürgerwehr jedoch ihre im Jubiläumsjahr durchführen wollte.

         Leider waren am im Oktober immer noch Einschränkungen in Kraft, die jetzt nochmals Abstriche erforderlich machten. So war z.B. ein kleiner Umzug von der Stadtkirche zum Badischen Brauhaus unter musikalischer Begleitung des Spielmannszuges der Bürgerwehr Bretten von der Stadtverwaltung nicht genehmigt worden. Den Auftakt des Jubiläums bildete jedoch wie ursprünglich auch vorgesehen, ein ökumenischer Gottesdienst um 17:00 Uhr, an dem die Aktiven, die geladenen Gäste, darunter Bürgermeister Dr. Käuflein mit Gattin, sowie Abordnungen des Landesverbandes Baden-Südhessen aus Bad Peterstal, Bensheim, Bretten, Ettlingen, Gengenbach, Hüfingen, Oberharmersbach, Reichenau, Sipplingen, Tiengen, Villingen und Weinheim (13 Abordnungen von 21 Wehren) teilnahmen. Offiziell abgesagt hatten Freiburg, Waldkirch, Wiesenbach, Engen, Unterharmersbach und Zell. Auch der Gottesdienst war pandemiebedingt etwas eingeschränkt, sodass einzig die Karlsruher „Parforcehornbläsergruppe  MARKGRAF VON BADEN“ diesen musikalisch umrahmen konnte. Das taten die 11 Bläser unter Leitung von Hans-Dieter Staub dann jedoch äußerst stilvoll und gekonnt.

         Nach dem feierlichen Einzug zu Parforcehornklängen, begrüßten die beiden Geistlichen, stv. Dekan Erhard Bechtold und stv. Dekan Siegfried Weber die Gottesdienstteilnehmer in der von Familie Lenz wunderschön und zum Thema passend dekorierten Stadtkirche. Die kurzweilige Predigt nahm immer wieder Bezug zu der Stadtgemeinschaft und der Gründung Karlsruhes durch den zur evangeli­schen Linie des Hauses Baden gehörenden Markgrafen Karl Wilhelm, der bestrebt war, die katholischen und evangelischen Landesteile wieder zu ver­ei­ni­gen. Im Mittelpunkt standen Überlegungen zu dem Zitat des Apostels Paulus „Einer trage des anderen Last“ aus dem Brief an die Galater. Dabei wurden immer wieder Bögen zum Wirken der Bürgerwehren geschlagen, die in der Zeit der Stadtgründung, als es noch keine Polizei und Feuerwehr gab, ihren Dienst versahen. Sie bestanden aus beherzten Mitbürgern, die sich organisierten, um den Lebensbereich ihrer Mitmenschen zu schützen.

         Ein eindrückliches Beispiel aus der Geschichte ist die Sicherung des Zeughauses in den Wirren der badischen Revolution, womit in Karlsruhe Plünderung und Anarchie verhindert wurden. Gegen 17:40 war der Gottesdienst beendet und man begab sich dann in einem kleinen Umzug vom Marktplatz über die Kaiserstraße und die Karlstraße zum Badischen Brauhaus in der Stephanienstraße. Im Badischen Brauhaus kamen dann noch die Abordnungen aus Haslach und Wolfach hinzu. Mit etwas Verzögerung, weil sich zwei Ehrengäste ca. 15 Minuten verspäteten, begann der offizielle Festakt kurz nach 18:40 Uhr mit der Ansprache des 1. Vorsitzenden. Dieser begrüßte die Anwesenden, darunter besonders die Ehrengäste, Bürgermeister Dr. Käuflein mit Gattin, Stadträtin Dr. Rahsan Dogan, den Landeskommandanten Hans-Joachim Böhm, Ehrenlandeskommandant Rudolf Heß, den Präsidenten und die Geschäftsführerin des Bund Heimat und Volksleben Alfred Vonarb und Ursula Hülse, Geschäftsleiter Michael Hörrmann von Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Ehrenmitglied Bernd Leonhardt, stv. Dekan Erhard Bechtold und nicht zuletzt die Abordnungen der Bürgerwehren des Landesverbandes, insbesondere die der Patenwehr Ettlingen. Ein herzliches Dankeschön sprach er an Familie Lenz aus, die den Auftritt der Parforcehornbläser organisiert und gesponsert hatte, sowie auch für die Vorbereitung des Gottesdienstes und die stilvolle Dekoration des Altarraumes verantwortlich zeichnete. Am Ende seiner Ausführungen bedankte er sich bei seinem Stellvertreter Michael Schuler sowie Kommandant Karl Leis für die Unterstützung bei den Vorbereitungen des Jubiläumsfestes.

         Danach trat Bürgermeister Dr. Käuflein ans Rednerpult. Er betonte, dass Bürgerwehr und Schützengesellschaft die ältesten Vereine Karlsruhes sind, die 2021 ihr 300-jähriges Jubiläum feiern können. Er beleuchtete detailliert die Aufgaben der Bürgerwehr in alter Zeit und hob besonders heraus, dass sie auch in den Wirren der 1848 Revolution auf der Seite des Großherzogs stand und in Karlsruhe Schlimmes verhinderte. Als dann später Polizei und Feuerwehr seitens der Regierung eingeführt wurden, war die Bürgerwehr ihrer eigentlichen Aufgaben beraubt, bestand jedoch bis zur stillschweigenden Auflösung nach dem 1. Weltkrieg als gemeinnützig tätige Vereinigung weiter. 1964 waren dann Bestrebungen, die Bürgerwehr nach altem Vorbild als historischen Verein wieder zu gründen, erfolgreich. Die Aufgaben als historischer Verein bestehen heutzutage in der Aufrechterhaltung von Tradition und Bewahrung von Kulturgut, in dem der Verein an Festen wie z.B. dem Stadtjubiläum 2015, den Heimattagen BW und sonstigen regionalen Veranstaltungen teilnimmt. In Karlsruhe kümmert sich die Bürgerwehr seit 2006 auch ehrenamtlich um die Pflege der Außenanlagen rund um die Fürstliche Grabkapelle. Launisch bemerkte er zum Ende seiner Rede, dass er kein übliches Gastgeschenk oder einen Umschlag dabeihabe, aber dass die Stadt das Jubiläum mit einem erwähnenswerten Beitrag aus dem Stadtsäckel unterstützen wird.

         Nun war Landeskommandant Hans-Joachim Böhm an der Reihe. Er dankte Bürgermeister Dr. Käuflein für den geschichtlichen Abriss und bedankte sich auch dafür, dass sowohl Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup als auch Bürgermeister Dr. Käuflein mit ihrer Zusage für die Kommandantentagung des Landesverbandes am morgigen Sonntag im Rathaus ihr Interesse an der historischen Tatsache bekunden. Er führte aus, dass der Landesverband am 09. Oktober sein 90-jähriges Jubiläum auf der Insel Reichenau feiert. Dann zitierte er aus der Geschichte und bemerkte, dass ab dem 30.12.1805 in Karlsruhe kein Bürgerschein ausgestellt wurde, wenn die betreffende Person nicht in einer der vier Abteilungen der Bürgerwehr eingeschrieben war. Ebenso bekam niemand einen Meisterbrief oder auch eine Eheerlaubnis. Böhm kam ins Schwärmen über dieser Vorschrift, denn im Hinblick auf die heutigen Schwierigkeiten, Nachwuchs für die historischen Vereine zu finden, wäre das ein Patentrezept. In ihren besten Zeiten um 1848 hatte die Karlsruher Bürgerwehr  2.600 Mann in vier Abteilungen. Zum Schluss seiner Rede betonte Böhm, dass die Bürgerwehren nicht nur Träger des heimatlichen Brauchtums sind, sondern dessen Bewahrer und dies nicht möglich wäre ohne engagierte Männer wie z. B. Hans-Josef Essig oder Karl Leis.

          Als nächstes sprach der Präsident des Bund Heimat und Volksleben Alfred Vonarb. Er versichert, dass die Bürgerwehren aus dem Bund Heimat und Volksleben nicht wegzudenken sind und immer verlässliche Partner waren. Er selbst wurde vor wenigen Wochen zum Ehrenoffizier der Freiburger Bürgerwehr ernannt. Er gratulierte zum Jubiläum, dankte allen Bürgerwehren im Land und verband damit den Appell, dass sie dem Bund Heimat und Volksleben weiterhin die Treue halten. Als Gastgeschenk überreichte er ein Buchpräsent.

         Zum Schluss dankte Kommandant Karl Leis allen Rednern, aber auch allen, die an der Planung und Durchführung des Jubiläums beteiligt waren. Dann bat er nochmals kurz um Aufmerksamkeit. Er rief Sergeant Chris Csulits von der Artillerieabteilung zu sich nach vorn, der in der letzten Hauptversammlung zum stv. Kommandanten gewählt worden war. Kommandant Leis beförderte ihn zum Leutnant und überreichte ihm die entsprechenden Epauletten. Weiter bat er Bürgermeister Dr. Käuflein nochmals nach vorne und überreichte ihm für die Stadt Karlsruhe eine Fahnenschleife, die anlässlich des 300-jährigen Jubiläums neu geschaffen worden war.

         Damit war gegen 19:05 Uhr der offizielle Teil des Festaktes beendet und Landeskommandant Böhm befahl Marscherleichterung. Inzwischen war auch Ehrengast Oberschützenmeister Fred Keller von der Schützengesellschaft 1721 Karlsruhe e.V. mit Gattin eingetroffen. Er verspätete sich, weil die SG 1721 am Nachmittag noch eine Schützendelegation aus der Partnerstadt Nancy zu Gast hatte. Um 19:30 eröffnete der 1. Vorsitzende das Buffet und wünschte allen guten Appetit sowie einen schönen Abend in kameradschaftlicher Runde.

Bernd Leonhardt

Dieser Beitrag wurde 1.272 mal aufgerufen
Familie Lenz mit den Geistlichen
Parforcehornbläsergruppe „Markgraf von Baden“
Die Kommandanten vor dem Rathaus
Ursula Hülse und Präsident Alfred Vonarb vom Bund Heimat und Volksleben

Bürgermeister Dr. Albert Käuflein mit Gattin

Parforcehornbläser „Markgraf von Baden“ in der Stadtkirche

Kommentare sind geschlossen.